Ja, so ist es! Genauso meinen wir das. Wir sind ein Familienbetrieb, kein großes Haus, wir geben Menschen Raum zum Abschiednehmen, wir haben eigene Abschiedsräume und eine Feierhalle, in der bis zu 45 Personen während einer Trauerfeier Abschied nehmen können. Wir gestalten und begleiten Abschiednahmen am Sarg, ungebunden an jegliche Konfession.
Zeit, um Dinge auch selbst in die Hand zu nehmen, wenn es der Wunsch ist.
Wir gestalten Särge und Urnen oder helfen dabei, dieses gemeinsam mit den Angehörigen zu tun. Oder wir machen einfach Mut, Dinge selbst zu tun.
Individualität. Einzigartigkeit ... ist dabei der Weg, den wir für Angehörige, die wir begleiten dürfen, anstreben.
Es klingelt. Vor der Tür stehen die Angehörigen, die am nächsten Tag bei uns gern einen solchen, ganz individuellen Abschied für den Vater gestalten möchten. Sie haben den Hänger am Auto voll beladen mit Pflanzen, Gräsern, Blumen … alles aus seinem geliebten Garten. Ein großer Ast von dem Apfelbaum, den er für seinen Enkel zur Geburt gepflanzt hatte. Gartenfiguren, Handwerkszeug aus seinem Garten, sein Hut, sein Taschenmesser, das er immer dabei hatte, um mal schnell Verblühtes auszuschneiden …
Wir bringen alles in die Trauerhalle. Der Mensch, von dem morgen ein ganz enger Kreis Abschied nehmen wird, ist mir mittlerweile sehr vertraut. So viel weiß ich aus dem Trauergespräch, welches wir Tage zuvor gemeinsam geführt haben.
Gelacht und geweint haben wir dabei.
Ich habe Liebesbriefe vorgelegt bekommen und kleine Heimlichkeiten wurden mir erzählt … Auch mit 70 Jahren raucht man schon mal heimlich hinten am Regenfass, hat dann für den guten Atem immer ein paar Pfefferminzbonbons in der Tasche …
Wir haben Bilder rausgesucht … viele Bilder … Lebensstationen. Jedes ist wichtig!
Am nächsten Tag steht der Sarg umrahmt und eingebettet in ein Stückchen Garten, ein Stückchen Heimat und liebevolle Erinnerung, bei uns in der Trauerhalle. Die Bilder sind wie einzelne Stationen dazwischen drapiert. Die Gartenfiguren. Die Maurerkelle. Das Taschenmesser … und auch die Gartenschuhe stehen so da, als warten diese nur darauf, wieder ihren Weg aufzunehmen.
Die Musik spielt.
Ich habe das in Worte gefasst, zusammengefasst, was diesen besonderen Menschen ausgemacht hat. Die Tochter trägt einen Liedtext vor.
Es ist still.
Bilder der Erinnerung ziehen bei den Trauergästen auf. Ich trage einen Text des Enkels vor, den dieser in einem Liedtext gefunden hat, der seinem Opa dieses noch sagen wollte, ihm aber heute, in diesem Moment, die Stimme versagt.
"Jedes Mal, wenn der Wind pfeift und durch die Äste weht,
wissen wir, du warst da,
wolltest nur nach dem Rechten seh’n.
Dann warst du kurz zu Besuch.
Leider nur zu Besuch,
hoff’ es geht dir gut, da, wo du bist."
Berührt von dem Moment steht die Tochter auf und stellt sich zu mir vorne an die Seite des Sarges und bedankt sich bei allen, die heute diesem Abschied beigewohnt haben. Und sie bedankt sich bei mir … für meine Begleitung … für unsere Begleitung.
Das sind Momente, die auch mich sehr bewegen und ich sage „Danke“.
Danke, dass ich diesen Menschen nach seinem Tode begleiten durfte, bis wir ihn der Erde übergeben haben.
Abschied hat Zukunft.
Ein Leben ist wie ein Garten.
Man kann perfekte Augenblicke erleben,
aber sie können nicht bewahrt werden,
außer in der Erinnerung.
(Leonard Nimoy)